Noch mal so richtig einen drauf machen

Das muss hier irgendwie alles zackiger werden. Fordernder, rabiater, aufdiefressehauender. Nach dem Aufstehen um 11:00 Uhr gleich frühsportmäßig zum Hollywood Blvd gefahren und Fair Trade gemacht. Jedenfalls auf dem Stück zwischen La Brea Ave und Gover St., der dort Walk of Fame genannt wird, weil da überall so Sterne von A-, B- und C-Promis wie Schauspielern, Künstlern, Musikern, Regisseuren und anderen halbbegabten auf dem Boden sind. Danach den restlichen Tag am Strand vergammelt. Vor lauter Hunger bekam ich schon freud‘sche Verleser. Habe über dem Eingang eines Tattoo Ladens Tacco gelesen, das muss man sich mal vorstellen. Schlimm!

Mit den letzten 55$ noch mal so richtig einen drauf machen, das sollte an meinem letzten Abend in L.A. mein Motto sein. Los geht’s:

  • 18:00 Uhr – Parken 3$ nicht bezahlt und gehofft, dass kein Kontrolletti kommt.
  • 18:12 Uhr – Eis 7$
  • 18:32 Uhr – Zigaretten 6$
  • 19:30 Uhr – Dinner 21$
  • 19:30 Uhr – Bier 6$
  • 19:30 Uhr – Trinkgeld 3$
  • 20:04 Uhr – Zwei Bier vom Späti umme Ecke 7$

Danach auf der 3th St. in Santa Monica einer Frau die auf einer Geige spielte zugehört, während eine andere, dickere Frau, dazu Blue Skies im Ella Fitzgerald‘schen Sinne sang. Danach nen Trompeter gefragt, ob er für mich auch Kid Ory‘s Creole Trombone spielen könne. Konnte er nicht, also hab ich die letzten 3$, die ich beim Parken gespart hatte, brüderlich unter den beiden aufgeteilt und bin Bittersweet-Symphonie-gleich durch die Fußgängerzone zurück zum Auto gelaufen und dann ab ins Hotel meinen Koffer packen. Stark! München kann da aber sowas von einpacken.

Leser fragen, der Blogger antwortet #2

Thomas U. aus B. fragt: Der Blogeintrag „Leser fragen, der Blogger antwortet“ hat mir schon ganz gut gefallen, schreib doch mal wie die Amis über die Deutschen denken. Mehr Stereotypen bitte! Antwort: Amerikaner denken gar nix über die Deutschen. Den Amerikanern ist Deutschland im Großen und Ganzen nämlich egal. Sie wissen, dass es Deutschland gibt und irgendwo in der Nähe von Europa liegt. Restliches Wissen sind vage Annahmen, die dem Distinktionsgewinn zwischen einzelnen Individuen i.e. den Regular Joes dienen. Vielleicht sollten andere Blogger zukünftig genau hier die Brechstange ansetzen um diese Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Ich mach das nicht mehr, dafür bleibt hier keine Zeit.

Ansonsten, Jetlag verschwunden. Auch irgendwie tragisch. Morgen geht’s wieder nach Hause, dann geht das ganze Jetlag-Ding volle Pulle von vorne los. Bei Starbucks flaggen sie jetzt schon auf Halbmast.

Da sollte mal einer durchfegen. Da siehts schlimmer aus als auf dem Kudamm.

Wenn ich Bilder von mir haben will, fahre ich bei rot über die Ampel

Die Vögel von Alfred Hitchcock wurde hier gedreht.

Los Angeles #2 oder Ein Blog verliert die Spannkraft

Das wird jetzt alles alles mal durchnummeriert wie bei den Brokdorf Demonstrationen damals. Bin wieder am Ausgangspunkt und sogar darüber hinaus, weil ich diesmal auch ein Hotel in einer netten Gegend gefunden habe. Den Tag weitgehend in Santa Monica mit Einkaufen, Kaffee und Eis verbracht. Abends dann mit Dave & Lori B. zum Dinner in Malibu getroffen (If you read this, thank you for this great evening!). War nämlich super. Und ein Steak, das die größten psychischen Wunden heilen könnte. Auf dem Rückweg mit L.A. versöhnt. Vielleicht ist die Stadt schlecht, vielleicht aber auch nicht. Wer aber dran bleibt, Ich!

Bild vom Blog, als er noch Spannkraft hatte

Die kalifornische Form des Zille Express

Im mexikanischen Hotel Zwangsneurose (Name geändert) sind auch deutsche willkommen

Hostel im Gaslamp Quarter

Dinner mit Barth Vader und Frau 

Warten auf nen nächsten Move

Noch ein Tag bis zur Halloweensause. In den Wäldern schnitzen sich die Kürbisse gegenseitig Gesichter und die Leute feiern heute schon inoffiziell vor. 
Heute in Mexico gewesen. Das hatte was psychedelisches, parallelwelthaftes. Kaum ist man über die Grenze, hupen die Autos, stinken die Buden und die Leute rennen kreuz und quer durch die Gegend wie die Hühner bei Gewitter. Schlimm! Aber gut das mal gesehen zu haben. Danach habe ich 4 Stunden an der Grenzkontrolle verbracht weil mir nen Beleg fehlte oder so aber ich hab mich so blöd angestellt, dass sie es irgendwann aufgaben. Der Kontrolletti von der Border Control hatte es echt drauf. Wenn der was gesagt hat, dann haben die Leute getan was er wollte. Lasen ihm jeden Wunsch quasi von den Lippen ab, während sie sich die Ohren zugehalten haben. Naja, auch eine Art den Tag rum zu kriegen. Beschweren? Ich? Auf keinen! Positiv denken habe ich mir ja vorgenommen. Morgen geht’s zurück nach Los Angeles. Treffe mich mit Dave, na das wird was. 
Das Hotel hat kein WiFi, daher gibt’s auch keine Bilder. Ich weiß, das geht eigentlich nicht – Reiseblog ohne Bilder und so aber ich hoffe Blogwatch (alias Marcel S. aus M.) wird’s mir verzeihen. Wie ich dann trotzdem diesen Eintrag schreiben kann? Auf dem iPhone, am Strand, unter zwei riesigen Palmen, mit einem offenen WLAN irgendwo in der Nähe. 

Und so gehen die Tage ins Land…

Ohh, ohh, ohh, das ging ja gerade noch mal gut. Und zwar sehr gut. Was bisher geschah: Nachdem ich mir am Grand Canyon die Nerven massiert habe, ging der Off Day dafür drauf, heimlich, still und leise über die Mojave Wüste nach San Diego zu fahren. Und hier bin ich jetzt. Der Urlaub verläuft soweit ereignisarm und in hohem Maße ergebnisoffen. Guter Blogstoff sieht anders aus. Eigentlich war gestern nämlich gar kein richtiger Off Day im Pilotensinne, sondern nur ein Off Day, den ich aus Faulheit eingebaut habe. Gerade noch bei Starbucks die Mails gecheckt und geguckt was bei Facebook so los ist. Alle sind so nett zu mir, was ist denn da los? Wissen etwa alle, dass ich hier einen Blog am Laufen habe, indem ich sie jederzeit dissen könnte, oder was? Was ich natürlich nie tun würde. Und ja auch gar nich muss. Sind ja alle so nett zu mir. Sogar Annika F. aus B, von der man das gar nich kennt und die mir in Deutschland noch ihren Stromadapter geliehen hat und damit die ganze Blogsause hier überhaupt möglich macht. Habe Angst, irgendetwas geschrieben oder nicht geschrieben zu haben, was nicht hätte geschrieben oder nicht hätte nicht geschrieben werden dürfen.
Und nun weiter im Blog. Kriegte und kriegte und kriegte Dave B. nicht an die Strippe um ihm zu sagen, dass ich mich am Samstag mit ihm treffen will. Meldete sich immer nur ein Andrew aus Iowa. Habe ihn dreimal gefragt ob er wirklich nicht Dave B. ist, auch nicht ein bisschen oder heimlich oder so. War er nicht. Später stellte sich heraus, dass ich nur zu blöd war meine eigene Schrift zu lesen. Das sind Ereignisse, kann man eigentlich keinem erzählen. Aber es gibt ja sonst nichts zu erzählen. In so einem Reiseblog kann ich ja schließlich nicht schreiben, dass ich seit Tagen auf der Suche nach coolen Bikeparts für das Fixie bin. Allein das Vorhaben einen Bremshebel von PAUL zu kaufen zieht ungeahnte Probleme nach sich, weil die hier nämlich auf die Lenkergröße abgestimmt sind und ich meine Lenkergröße natürlich nicht kenne. Na klar, ich könnte einen neuen Lenker kaufen, aber da ja noch der Original Bianchi Vorbau montiert ist, kenne ich die Größe natürlich auch nicht (wegen komischen italienischen Uraltmaßen) und ich will auch keinen kleineren nehmen und das dann mit Spacern wieder ausgleichen weil das Fusch ist und schlimmer noch, kacke aussieht.

Tja, jetzt erstmal die Stadt angucken. Downtown, Oldtown, das Gaslamp Quarter, die USS Midway, den Mission Bay Park, Point Loma und Abends dann auf der Garnet Avenue – Alkohol aus dem System drängen wie Thomas U. aus B. sagen würde. Morgen dann Strand, Sponge Bob und nen kurzen Ausflug nach Tijuana, das im nahegelegenen und angrenzenden Mexico gelegen ist.

Promenade irgendwo in San Diego

San Diego Old Town – hier wohnen die reichen und schönen und ich darf da einfach so durchfahren… Stark!

Die kleine Möwe Jonathan

The flatness of the landscape gives the clouds a strong effect

Auf der Karte sah es schlimmer aus als es dann wirklich war. Das ist mir schon ein paar Mal aufgefallen, dass es zwar ewig weite Strecken sind, aber die Fahrt an sich ja schon ein Ereignis ist. Daher ist das auch nicht anstrengend oder so sondern es gibt immer mal was zu gucken. Von Las Vegas, das im Bundesstaat Nevada liegt, ging es heute an den Grand Canyon in Arizona. Habe mich für den südlichen Teil, der auch Southern Rim genannt wird, entschieden. Sieht nicht mal schlecht aus, könnte deutsch sein oder zumindest ganz nett in unser schönes Land passen. Ernst bei Seite, wahrscheinlich wirkt kaum ein anderes Naturwunder weltweit beeindruckender auf einen als der Grand Canyon. Hatte nie so lange Gänsehaut wie in dem Moment als ich in den Canyon gesehen hab. Faszinierender noch, dass nichts abgesperrt ist und man am Rand lang wandern kann und direkt an den Klippen ist. Ein Schritt weiter und der nächste Schritt ist 1500 m tiefer. Da geht einem schon mal der Stift, daher hab ich mich dem Rand immer nur in der tiefsten Gangart genähert. Wenn man da nicht aufpasst, geht man schnell mal drauf. Und wer schreibt dann diesen Blog hier weiter?

Landscape from Heaven

Blöde Lamas, stehen einfach an der Straße rum und glotzen Touristen an

Alles Kaputt

Blogger bei der Arbeit  

Der Rest vom Colorado River

Leistet Übermenschliches in der tiefsten Gangart

Sonnenuntergang in Arizona, fast so schön wie in Deutschland

Motion unexistiert

Letzter Abend in Vegas. Der Las Vegas Blvd erinnert mich irgendwie an den Kudamm. Alles ist hell erleuchtet und es ist zu jeder Uhrzeit ordentlich was los, das gefällt mir irgendwie. Und je weiter man die Straße lang läuft, desto ulkiger wird es. Die Werbung hat hier eine neue Dimension erreicht. Hier gibt es keine Plakate sondern Videos und dazu wird man noch auf der Tonspur beschallt. In den Casinos wird teilweise reiner Sauerstoff der Luft zugeführt, damit man nicht müde wird und länger spielen kann. Ich glaube, die Stadt ist für die Leute ideal, denen das Geld einfach egal ist und sie es deshalb in die Automaten stecken können oder an den Tischen verspielen oder was auch immer. Oder für die, die den tiefen Teller nun nicht gerade erfunden haben und ihre gesamten Ersparnisse aufs Spiel setzen um so viel Geld zu gewinnen, dass sie in Wohlstand leben können. Das sieht zum Teil echt gruselig aus wenn man das so sieht. Und der Witz ist, es funktioniert auch nicht. Wenn man sich mit einigen Leuten unterhält, sagen sie, dass viele Menschen in den Casinos reich geworden sind. Aber dass die Mehrzahl wohl nicht dieses Glück hatten, haben sie wohl dabei nicht auf dem Schirm. Irgendwie müssen diese riesigen Hotels ja finanziert werden und die Casinos existieren nicht aus reinster Nächstenliebe, soviel ist mal sicher. Abseits des Strip, sieht es echt finster aus. Da liegen auch die Crack Opfer rum und was weiß ich alles. Wenn man bei jedem Euro, den man in der Stadt lässt, daran denkt wie schwer der verdient wurde, egal ob das für Alkohol, Zigaretten oder Spielereien ist, hat man nicht so viel Spaß. Mir geht es jedenfalls so. Das ist zwar alles ganz witzig und man kann das mal zwei, drei Tage lang machen aber das Geld in nen Gulli zu stecken ist genauso effektiv. Denn man gewinnt ja nichts, sondern bekommt nach 10$ spielen mal einen Gewinn von 5$, mit dem man dann 10 min. länger an so einer Slot Machine sitzen kann. Zum Ausgleich habe ich mir heute ne Karte für die Vorstellung von David Copperfield gekauft. Die war zumindest mal jeden Dollar Wert.
Morgen geht’s zum Grand Canyon. Ich gehe mal auf die andere Straßenseite, da ist ein Mc Donalds, der hat Internet. Da kann ich mal gucken wie weit das ist und wo es lang geht. 

Viva Las Vegas

Mir ist irgendwie der erste Wurf für diesen Blogeintrag verlustig gegangen, daher hier noch mal die Schnellfassung, ich kann das noch nicht gleichzeitig, also hier durch die Lande marodieren und gleichzeitig hier bloggen. Daher nur so viel: Die Stadt ist eine einzige Party, jedenfalls auf dem Las Vegas Boulevard, der hier auch Strip genannt wird. Irgendwie unwirklich ist das. Überall Leute in Partylaune, Alkohol, Zigaretten, laute Musik, blinkende Leuchtreklamen, Blackjack & Nutten – Eben das ganze Programm rauf und runter. So langsam kriege ich den Bogen hier raus, wenn man in den Casinos immer schön spielt, kann man auch ihren subventionierten Alkohol trinken. Wenn nicht, fliegt man raus. Habe meine Taktik geändert und versuche nun so lange in einem Casino drin zu bleiben, bis ich rausgeworfen werde. Spiele daher die 1 Cent spiele. Die Casinos, sind ja hier eigentlich die Hotellobbies, die eher die Größe eines deutschen Mittelklasse Kauflands haben. Tatsächlich habe ich eine Rezeption gefunden, denn ausgeschildert ist hier nix, damit die Leute, die einmal drin sind, nicht mehr raus kommen. Nachdem ich 30 $ beim Roulette gewonnen hab und 20 $ beim Bakkarat wieder verspielt hab, beschließe ich nach Hause zu gehen, unmittelbar nachdem ich rausgeflogen bin. Der Cashier, ist ein sehr mitfühlender Mensch. Es tut ihm mehr Leid als mir, dass ich alles verloren hab, das kann ich ihm glauben, jedenfalls hat er das gesagt: Das kannst du mir glauben, hat er gesagt. Deprimiert fällt mein Blick auf einen Stand an dem hier Frozen Margaritas verkauft werden, die die Form des Eifelturms haben und hier für nur 16 $ über den Tresen gehen, eine Form des Dumping, die nur durch die absolute Trostlosigkeit dieses kleinen Büdchens hier akzeptabel ist. Habe beschlossen mir jetzt alle Shows der Hotels anzugucken. Danach kam es zu einem Anfall von Alkoholshopping. Besitze jetzt eine Pudelmütze, eine Hawaii Halskette, ein T-Shirt und ein 20er Paar Socken. In einer Stadt wie Vegas fällt mir immer wieder auf, wie anfällig ich für alle süchtigmachenden Dinge bin. Wird Zeit, dass ich hier wieder wegkomme. Zigaretten kosten hier übrigens 10$. Esse daher nur noch meine Nikotinkaugummis, die eigentlich für den Flug gedacht waren. Also Nachts kommt das hier natürlich alles noch viel besser aber die Kamera mag es nich so, wenn es dunkel ist.

Sicht vom Stratosphere Tower über den Las Vegas Blvd

Paris Casino mit nem Turm der dem Eifelturm nicht unähnlich sieht.

Große Wassershowsause vor dem Bellagio, auf die Musik abgestimmte Wassershow mit 75 m hohen Fontänen, 1200 Düsen und 4000 Lichtern.

Der Margarita des Todes kommt als Eifelturm daher.

Fahrt durchs Death Valley

Im Death Valley holen sie landwirtschaftlich das Äußerste raus. Hier werden kleine, so nenne ich die jetzt einfach mal, weil irgend einen Namen müssen die ja haben, Püschel angebaut…und Steine, so weit das Auge reicht, nur Püschel und Steine. Scheint sehr beliebt zu sein wenn das hier überall so angebaut wird. Ansonsten scheint die hier lebende Erwerbsbevölkerung sich gegenseitig die Haare zu schneiden oder betreibt kleine Souveniershops.


Püschelfelder im Tal des Todes

Gruselkürbisse im Sierra Forrest

Noch eine Woche bis Halloween, in den USA holen sie jetzt schon aus dem Kürbis kunstmäßig das Äußerste raus. Auch da habe ich mir die Frage gestellt, ob das mit den kirchlichen Ansichten überhaupt vereinbar ist. Schließlich habe ich noch gelernt, dass man mit Essen nicht spielen soll.

Jens P. aus M. fragt, was soll der Blog hier eigentlich bringen? Antwort: Also ich hatte mir das eher so als freundlichen Bericht über die Rückseite von so einem Roadtrip gedacht, als komplett sinnfreies Gelaber. Darauf die Antwort von Jens: Nimm dir lieber mal ein Beispiel an Franziska R. die über Columbien schreibt, die zieht da so ein Endzeit-Mad-Max-Ding durch, kombiniert mit knallharter Kapitalismus-, Globalisierungs- und harte/dreckige Betten Kritik. Sowas mögen die Leute! Antwort: Kann sein. Und immer so weiter.