lasst 100 Blumen blühen

Das war es leider schon wieder. Oder zum Glück. Man freut sich ja auch immer wenn es dann vorbei ist und man es knitterfrei und ohne Defekte geschafft hat.

Für die S51 war es leider die letzte Reise mit mir und in dieser Besetzung. Sie hat mich viele tausend Kilometer treu begleitet und es hat Spass gemacht mich um sie zu kümmern und jedes ihrer Wehwehchen am klang zu erkennen. Ich werde die Bordsteinreparaturen genauso vermissen wie das glorreiche Gefühl, Plasteroller auf der Karl-Marx-Allee zu jagen. Polizisten haben uns nie kontrolliert sondern immer nur Bemerkungen von sich gegeben wie „Wasn geiles Teil, hatte ich auch mal, sieht ja aus wie neu.“

Leider muss ich den Fuhrpark nun etwas ausdünnen. Grund genug hier noch mal ein dickes Dankeschön loszuwerden. Du wirst mir fehlen. Falls ich noch mal so eine Tour mit Austi (und Kalusn) mache, wird Tuxie mir hoffentlich ähnlich treu bleiben, die ich weiterhin als Winter Moped behalten werde, da sie mich auch schon im letzten Jahr prima durch die Stadt und durch den teilweise bitterkalten Winter gebracht hat.

Bye bye liebe Simme 😦 Vielleicht findet sich ja hier sogar jemand, der dir ein neues liebevolles zu Hause gibt.

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In den Weinbergen

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Trarbach von oben

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Burgruine Traben-Trarbach

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Auf der Suche nach dem An-Knopf

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Erpeler Ley (Das ist der Berg an der Brücke von Remagen)

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Bernkastel Kües – unter der Burg wurde kürzlich das lange vermutete Römer Kastell gefunden


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machs gut Simme…

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…du wirst mir fehlen…

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Regen reloaded

Der letzte Tag begann wie befürchtet im Regen. Der Sprühregen färbte alles in ein dichtes grau und das erinnerte mich irgendwie gleich wieder an den Vortag. Wir fuhren wieder mit Regensachen los. Kurz hinter dem Ortsausgangsschild war meine Hose bereits durch und die anderen beiden hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen und entwickelten so manch beeindruckenden Workaround – Plastiktütenschlüppa hin, Beinkomplettverpackung her. Es ging nicht mehr darum die Gegend anzusehen oder sich an irgendetwas zu erfreuen sondern nur noch irgendwie die Straße wie Spagetti zu fressen. Ich versuchte an den beiden Mauken dran zu bleiben und verlor mich etwas in Gedanken. Und so ging die Zeit rum. Langsam aber egal, langweilig aber ok, schaukelnd und windig, grau und röhrend, nass und kalt und ans Ankommen dachte ich gar nicht mehr und wegen mir hätte es ewig so weitergehen können.
Wir hielten an einem Vulkansee, der aussah wie ein normaler See und wahrscheinlich auch einer war und es hörte tatsächlich auf zu regnen. Das war die Chance sich mal etwas zu bewegen und die nassen Sachen zu wechseln. Wenig später erreichten wir die Nürburgring Nordschleife und sahen den Wochenend- oder Amateursportlern ein wenig dabei zu, wie sie ihre Autos um die Kurven prügelten.
Dann fing es wieder mächtig an zu schiffen und spätestens jetzt war alle Lust auf Nachschlag verflogen. Wir entschieden uns heute schon nach Bonn zu fahren. Es waren noch 60 km und eine Besserung des Wetters war nicht in Sicht.

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Eingepackt mit Mülltüten, auch da wo man es erst auf den dritten Blick sieht

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 Wo is Klausn?

Leider sind, wie mir berichtet wurde, die Video Aufnahmen von diesem Tag abhanden gekommen, daher gibt es nur zwei Handy Bilder, dafür aber in grandioser iPhone Qualität.

nichts als Regen

Tag 4
Etwas angeschlagen von den vergangenen Tagen, den Kilometern im Rücken und den Weinflaschen des Vorabends schleppten wir uns zum Frühstück. Als ich mir die anderen beiden so ansah, dachte ich, die Batterien werden langsam leerer und meine waren es auch langsam. Sie mümmelten an ihren Brötchen rum wie ein Tattergreis auf Valium. Sie wirkten abgekämpft und ich, soviel war sicher, war es auch. Da wir gestern nicht bis Trier gekommen sind, mussten wir das Stück heute nachholen. Die Wetterradar App zeigte dunkle Regenwolken die sich in unsere Richtung bewegten, also zogen wir zur Sicherheit gleich die Regensachen an und fuhren los. Wir kamen gut voran und machten zwischendrin eine Kaffeepause, dehnten die Pause bei der Gelegenheit gleich zur Mittagspause aus und warteten so den Regenschauer ab. Als es aufgehört hatte, roch die Luft noch nach Regen. Ich fuhr mit Klausn zwischendurch unsere obligatorischen Rennen und hatte mit fiesen Bauchschmerzen von den vielen Lachkrämpfen zu kämpfen. Die letzten Kilometer mussten wir dann doch noch in strömendem Regen zurücklegen. Ziellos. Wenn auch nur vorerst. Bis zum Bahnhof in Trier. Dort suchten wir nach einem bezahlbaren Hotel und fuhren durch den Regen dort hin. Wir hatten die Wahl zwischen teuren Hotelketten a la Ibis, NH, Arcor, et al oder Landgasthöfen. Bei der Hotelwahl mussten wir uns nun entscheiden. Jede rumänische Wandernutte hat eine bessere Website als hrs.de, da war ich mir sicher. In den Ibis Budget Dingern sieht es immer nen bissl nach Plastik aus, da hat man immer das Gefühl als wenn man in Tupperwahre schläft. Und tatsächlich war die Entscheidung richtig. Wobei wir jetzt auch nicht gerade einen Glückstreffer gelandet hatten. Das Hotel Petrisberg, hatte die beste Zeit lange hinter sich und war auf einem Berg gelegen und bei schönem Wetter wäre die Sicht sicher fantastisch gewesen aber die Wolken hingen über der Stadt wie es Backsteine nicht tun. Dick, schwer und grau waren sie und sie hatten eine menge Wasser dabei. Im Hotel erfuhren wir, dass in Trier gerade Stadtfest war und deshalb die Hotels mit Wucherpreisen aufwarteten. Nachdem wir unsere Sachen zum Trocknen aufgehängt hatten, riefen wir uns ein Taxi und fuhren zu dem Stadtfest. Langsam ging es auf die Abendbrot Zeit zu. Der ganze Gummistiefelscheiß ging mir inzwischen auf die Nerven und ich brauchte zur Abwechslung mal etwas Zivilisation und suchte auf dem Handy im Gault-Millau und Guide Michelin nach irgendeinem Restaurant mit mehr als 4 Kochmützen. Schließlich landeten wir doch wieder in so einer Gummistiefeldorfkaschemme in der Trierer Altstadt namens Ottos Fischgaststätte wo wir uns bei Backkartoffeln, Fritten und Bier wieder in Form brachten und uns über den Tisch Unsinn in die Ohren schrien was wir noch alles so machen könnten und was alles das geilste war und so weiter. Ich ging zum Klo und auf dem Rückweg kam ein Mann rein und schaute sich um wie einer, dem der Laden gehörte. „Grottige Gastro, mein lieber Schwan“ sagte er als er sich umschaute. Und er hatte recht damit. Der Laden war ein Musterbeispiel für die Talentlosigkeit der Trierer Kneipen und Restaurantkultur, die einen irgendwie immer an Schultheateraufführungen erinnerte. Ich ging zurück zum Tisch und sah Austi, wie er in Zeitlupe mit weit in den Nacken geworfenem Kopf sein Glas austrank. Zusammen mit dem unwirklichen Licht bei Onkel Otto hätte das auch ein flämisches Gemälde aus dem 16. Jahrhundert sein können. Und das gefiel mir natürlich, das versöhnte mich mit meiner Müdigkeit und der stumpfen Idiotie des stundenlangen durch die Gegend knatterns. Um uns rum saßen noch andere Leute und sahen sich das Spiel an, wahrscheinlich auch Touristen. Nur an einem Tisch in einer dunklen Ecke des kleinen Raumes saßen noch ein paar Trinker fortgeschrittenen Alters wie runzlige, vom Baum des Alkoholismus geschüttelte Äpfel. Das waren mit Sicherheit Einheimische, die sich da vermutlich regelmäßig versammelten und sich über die Touristen aufregten. Gegen 22:00 Uhr ging dann nichts mehr. Die Gäste wurden weniger und ich hatte mein Konsumentenleben für heute gelebt. Wir zahlten insgesamt 4 mal und versuchten jedesmal ins Hotel zu fahren aber immer wenn wir das Lokal verlassen wollten regnete es, als wollte der liebe Gott Trier für immer rein waschen. Irgendwann klappte es dann doch und wir kauften noch ein paar Scheidebecher fürs Hotel. Gute Nacht Mosel, gute Nacht Welt, ihr müsst jetzt kurz mal ohne mich klar kommen.

Bilder haben wir so gut wie keine gemacht. ab er es sah fast immer so aus:

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Blick aus dem Helm von Bernkastel nach Trier (mit sauberem Visier)

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Blick vom Hotel auf Trier

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Sommer Galore

Tag 3 Als ich aufwachte war es draußen schon hell. Ein Zug ratterte in einem Affenzahn vorbei und ich hatte das Gefühl er würde direkt durch mein Zimmer fahren. Ich stand verpeilt auf, schob die Vorhänge beiseite und schaute aus dem Fenster über die Bahnstrecke in das Treis-Kardener Nichts. Als ich gestern Abend aus dem Fenster sah, war das irgendwie voll so gute Nacht Fuchs, gute Nacht Hase mäßig. Heute am frühen Morgen sah das irgendwie alles ganz anders aus, als hätte jemand über Nacht die Kulisse ausgetauscht. Draußen war ein Wetter zum Halbgötterzeugen und die Bäume hielten ihre Blätter in den warmen Wind und die Blümelein auf der Wiese nickten mit dem Kopf dazu und der ganze andere komm-lieber-Mai-und-Mache-Mozart-Faschismus. Ich verdaddelte noch etwas die Zeit, packte meine Taschen um und ging schon mal runter zum Frühstück. Zwar etwas zu früh aber noch im Rahmen. Auf dem Weg die Treppe runter dachte ich ein wenig nach und kam zu dem Schluss, dass zu früh ja irgendwie die peinlichste Form der Unpünktlichkeit sei und als ich das noch nicht mal richtig zu ende gedacht hatte, sah ich auch schon den Chef. Obwohl es erst kurz nach halb Acht war und nicht um 8, drückte ein Auge zu und lotste mich zu einem riesigen Tisch in der Mitte des großen Raumes. Ich kann sie ja jetzt nicht wieder weg schicken, sagte er. Ab 8 gibts eigentlich erst Frühstück aber sie können jetzt schon mal anfangen. Kaffee oder Tee, fragte er mich und betonte beim Wort Kaffee die letzte Silbe. Sowas kannte ich bisher immer nur vom KuDamm. Irgendwann kamen auch die anderen beiden und wir schmiedeten den Plan für den Tag. Die Burg Eltz ist eine der wenigen komplett erhaltenen Burgen in der Moselregion und gestern hatten wir es nicht mehr dorthin geschafft. Wir konnten die Taschen im Hotel lassen und später auschecken, denn das war ein Problem das immer mitfuhr – wohin mit den Taschen? Die gängigste Lösung war, die Besichtigung einfach ausfallen zu lassen, aber nicht heute. Eigentlich waren es nur ca. 20 km bis dort hin aber wir schafften es in 85 km – mit 50 ccm eine Ewigkeit. Als wir ankamen war es 10:30 Uhr. In einer Stunde mussten wir unsere Klamotten geschnappt und aus dem Hotel raus sein. Wir handelten mit dem Parkplatzwächter und zahlten nur 2 € statt 6 €. Er bestand aber darauf, dass wir unsere Hobel in der Nähe seines Häuschens parkten. Der kennt seine Pappenheimer, dachte ich mir. Wenn er nicht da gewesen wäre, wären wir womöglich den 2 km Fußweg trotz Verbot bis zur Burg gefahren. Also ging es per pedes den steilen, asphaltierten Pfad herunter bis wir plötzlich von oben die Burg im Tal sehen konnten. Sie sah aus wie Spielzeug aus Lego oder so. Austi, der die Führung schon mal mitgemacht hatte, erzählte uns die besten Stories nach und so fanden wir einen super Kompromiss zwischen Ausfallen lassen und dem kompletten Touriprogramm – von 2 km Entfernung einen Blick drauf werfen war besser als nichts und fast so gut wie die volle Packung. Wir schauten uns das Gewusel da unten noch eine Weile an, sagten Sachen wie: „schön, schön“ und „nicht schlecht“, machten die obligatorischen Beweisfotos und latschten voller Freude, weil die Lauferei bald vorbei sein würde und wir endlich wieder Moped fahren konnten, zurück zum Parkplatz. Foto 1

Beweisfoto an der Burg Eltz – Wurde während der Jahrhunderte immer schön in Ruhe gelassen und sieht jetzt aus wie aus dem Ei gepellt, nur viel größer.

Wir erreichten das Hotel um 11:30 Uhr, checkten aus und fuhren an der Mosel entlang Richtung Trier. Traumhafte Strecke, die einzigen Geraden liegen zwischen langgezogenen Kurven, dazu links und rechts saftig grüne Weinberge und zwischendurch malerisch schöne Dörfer durch die man gerne durchfährt aber nicht dort wohnen möchte. Die kleinen Straßen und die Bundesstraßen wechseln ab und zu die Seiten. Wir blieben fast immer auf den kleineren und weniger befahrenen Strecken und wechselten so immer mal die Ufer. IMG_0314

Blick von Takeshis Castle auf die Mosel. Kann aber auch Traben-Trarbach gewesen sein.

Das Wetter war gegen Nachmittag schon nicht mehr ganz so gut aber wir erreichten irgendwann trocken Bernkastel – Kües. Es sah ziemlich nach Regen aus und irgendwie wollten wir nicht mehr weiter bis nach Trier. Das wären noch mal locker 50 km gewesen. Also suchten wir uns ein Hotel direkt am Wasser und blieben dort. Austi und Klausn gingen einkaufen wären ich auf die Mopeds aufpasste. Vor lauter Langeweile kramte ich gerade in meiner Tasche und suchte meinem Flachmann als mich ein Mann ansprach. Ich merkte das erst garnich bis er mit seinem Kopf auf meine Höhe runter kam und sagte: „Das sind alte Simpsons Motoräder, stimmts?“ Sie waren zu zweit aber der andere stand nur da und sah sich die ganze Situation interessiert an. „Nein“ sagte ich, „die Dinger sind brandneu, haben wir zur Jugendweihe bekommen.“ Er sah mich an und überlegte wie ich das meinen könnte. „War Spass“, schob ich gleich hinterher um das Eis zu brechen. Ich hatte gehofft, dass die Sache damit erklärt war aber ohne ihn. Ich hasse diese Art von Gespräch. Ironie perlte von ihm ab wie Wasser an der Ente. Er hatte keinen Sinn dafür, so wie andere Leute nicht singen oder Schachspielen können. „Die Simpsons sind alt stimmts?“, sagte er wieder und das erinnerte mich an eine hängen gebliebene Schallplatte. „Ja klar sind die alt…“ sagte ich, „…aber außer bei Autos und Frauen ist neu nicht immer gleich gut“. Mal lieber den Kopf unten und den Ball flach halten dachte ich mir als mir fast ein „was geht’s dich an“ rausgerutscht wäre. Wo ist Austi wenn man ihn mal braucht? Austi war immer dafür zuständig den ganzen Mauken zu erklären was wir hier machten und er konnte das auch sensationell gut. Mit einer Engelsgeduld erzählte er jedem der fragte immer und immer wieder den selben Quatsch, Baujahr, Zweitakt Motor, Schwalbe, S51, SR50, Nachfolger, aber alles Simson, aus der ehemaligen DDR, legale 60 km/h, zuverlässig…so ging das pausenlos, aber nicht hier. Hier war ich mit den beiden alten Knallköpfen alleine und mir war klar, dass ich nach einer Möglichkeit suchen musste um irgendwie aus der Situation zu entkommen. „Schöne Simpsons sind das“…faselten sie weiter ihren Blödsinn. Sie redeten zwar zu mir aber nicht mit mir. Die Situation wurde mir immer unangenehmer und ich versuchte irgendwie zu entkommen und mir eine höchst zweifelhafte Ausrede zusammenzufriemeln. Plötzlich klingelte mein Handy. Es war ein Beraterkollege aus Hamburg. Ich drückte ihn weg und tat so, als würde ich mit jemand anders reden und deutete den beiden Knallköpfen, denn das waren sie für mich in diesem Moment, Knallköpfe, an, dass ich nicht mehr mit ihnen weiter plaudern könne und sie gaben auf und schlichen sich genauso schnell davon wie sie gekommen waren. Foto 3 Mit einem Einweggrill, 2 Flaschen Wein vom freundlichen Winzer und 5 Kg Würsten gingen wir runter zur Mosel, machten uns dort einen schönen Abend und sahen zu wie die Sonne hinter den Weinbergen verschwand. Wir wussten, dass das der schönste Tag auf der Tour war und dass es ab jetzt eigentlich nur noch schlechter werden konnte. IMG_0231

So sieht Senheim nach einem Glas Wein aus.

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Das musste sich Austi die ganze Zeit angucken – Barti vs. Klausn

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Regen – Das wird das Motto der nächsten Tage sein

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so sieht das Bild von oben in der 1st Person Perspektive aus

Heutige Defekte: keine

Es geht los

Tag 2
Vor lauter Vorfreude schmeckte mir das Essen gar nicht mehr. Ich wollte nur noch los. Ein Blick in den Tourplan verriet, dass es heute von Bonn direkt an die Mosel geht auf die Höhe von Cochem oder so. Letztes mal sind wir über Koblenz gefahren, was ein riesen Fehler war, und jeder, der schon mal in Koblenz war, wird verstehen warum.

Austi redete sich gerade warm während ich überlegte, ob ich auch wirklich an alles gedacht habe. T-Shirts, Pullover, Schlüppa, Socken. Zwischendrin wurde ich einige Male aus meinen Gedanken gerissen und nahm immer mal einzelne Fetzen war. Eifel…Vulkansee…Nürburgring… extra das Netbook, wie geht das mit der Kamera, und so weiter. Ich versuchte mich wieder auf meine gedankliche Checkliste zu konzentrieren – Ladegerät, Handy, Regensachen. Vergaserdüsen, Dichtungen, Werkzeug. Austi ratterte derweil weiter auf zwei Kolben…immerhin…muss man auch mal… wenn wir dann da sind…unbedingt noch…Das machte mich so wuschig, dass ich das Gefühl, etwas vergessen zu haben, einfach nicht los wurde. Je mehr ich versuchte mich darauf zu konzentrieren, wurde ich sichererer an alles gedacht zu haben und gleichsam wurde das Gefühl stärker etwas vergessen zu haben.

Auf einmal ging alles ganz schnell. Klausn und ich fuhren noch mal zu Polo um Regenklamotten zu kaufen, als wir zurück kamen war Austi auch schon fertig und dann ging es auch schon los. Wo wir lang gefahren sind weiß ich gar nicht mehr. Neuenahr-Ahrweiler, daran konnte ich mich noch erinnern weil ich als Soldat in der Poststelle da immer Briefe hinschicken musste. Zum Mittag hielten wir im Restaurant Försters Weinterrassen, das malerisch zwischen Weinbergen gelegen ist und irgendwie nach Hundertwasser aussah. Ich wusste zwar nicht viel darüber aber er machte viel mit runden Formen und ineinander übergehenden Farben. Austi hatte uns versprochen, dass es dort Suppe satt geben würde und das jetzt genau richtig wäre und dass wir das jetzt dringend brauchten. Suppe satt gab es leider nicht mehr. „Hat sich nicht durchgesetzt“, sagte die kleine dicke Kellnerin. Aber eine kleine Schüssel Kartoffelsuppe für 6,90€. Auf der Suche nach den Toiletten betrachtete ich mir die etwas in die Jahre gekommene Kaffeemaschine mit Glaskanne und bestellte im Vorbeigehen gleich mal einen Pott. Das verwirrte mich irgendwie. Mit Fairtrade brauchte ich der Bedienung wohl nicht kommen und sie schien mir auch sonst von der Ich-bin-auf-der-Arbeit-und-nicht-auf-der-Flucht-Sorte zu sein. Die alte rheinische Frohnatur. Hier gab es tatsächlich noch echten Filterkaffee im Neuköllner Style, etwas zu stark, etwas oxidiert und mit schillernder bläulicher Oberfläche. Das fand ich gut. Nichts von dem schaumigen Scheiß, den man an jeder Berliner Ecke aus den neu angeschafften Gastro Vollautomaten bekommt, sondern guten alten deutschen Büro- und Werkstattkaffeeschrott, der einen aggressiv und stumpf zugleich macht und den man nur mit Zigarette trinken und drin behalten konnte. Das war genau richtig jetzt. Man muss auch mal dahin gehen wo es weh tut.

Nach dem Essen fuhren wir immer weiter in Richtung unseres Ziels auf kleineren und größeren Straßen und passierten dabei kleinere und größere Dörfer. Wir wechselten uns mit der Cam ab um möglichst viele verschiedene Aufnahmen zu bekommen. Austi hatte das Navi und fuhr immer vorne weg und ich und Klausn immer dicht dahinter. Klausn hatte letzte Woche noch eine Gopro HD Action Cam und diverse Halterungen gekauft. Die immer größer und grüner werdenden Weinberge deuteten langsam an, dass wir der Mosel immer näher kamen. Als wir in Treis-Karden ankamen war noch ordentlich Zeit aber nicht mehr genug um die Burg Eltz zu besichtigen und so überlegten wir, womit wir uns heute Abend zurecht machen können. Klausn und Austi wollten in dem Hotelrestaurant, das irgendwie nach einer düsteren Grotte aussah, was essen und da auch gleich das Spiel Deutschland gegen USA gucken. Es war ein Festival der Hässlichkeit, ein Furniermöbel, nachgemachtes Linoleumersatzimitat, Ziegelwand und Terrakottafliesen Albtraum aber auf einer Seite waren große Fenster mit Butzenscheiben aber die ließen keinen Lichtstrahl durch und versperrten sogar den Blick auf die Straße. Draußen war es angenehm warm, also fuhr ich auf die andere Moselseite nach Karden, sah mir die Altstadt an, suchte mir einen Italiener fürs Abendbrot und stieß durch Zufall auf einen Biergarten vom Yachthafen, die das Spiel draußen auf einem Fernseher zeigten. Tja, es war eher langweilig. 1:0 für Deutschland aber unspektakulär. Klausn und Austi holten sich an der Tanke noch ein paar Bier und ich mir aus dem Hotel eine Flasche Wein. Dann hat mir jemand das Licht ausgeknipst.

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Irgendwo in den Weinbergen

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Zwischen Rhein und Mosel

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Basilika Treis-Kaden (OT Treis)

foto2vom Campingplatz in Cochem